Seit 2006 können alle Interessierten und Betroffenen Vorschläge für die Wahl des Pannenflickens einsenden. Diese Einsendungen zeigen desolate, gefährliche, unsinnige oder einfach nur überflüssige Radverkehrsanlagen aus Deutschland. 2009 wurde zum ersten Mal ein politischer Vorgang (Passau) eingereicht.
Für das Jahr 2009 stimmte die Mehrheit der Mitglieder für einen bizarren Radweg in Seehausen. Dieser Radweg, der als benutzungspflichtig ausgewiesen ist, erfüllt keine der Normen, die für solche Anlagen gelten. Es fehlt an einer geeigneten Auffahrt, an einer ausreichenden Sichtbeziehung an den Grundstückszufahrten und einer deutlichen Trennung zwischen dem Rad- und dem Fußweg. Natürlich hat die gesamte Anlage Untermaß und ist damit nicht am Bedarf orientiert. Einen Gruß aus Schilda stellen die jungen Bäume dar, sorgen sie schließlich dafür, dass der Radweg nicht benutzt werden kann und die meisten Radler dadurch auf den Fußweg ausweichen. Hier erzwingt die verantwortliche Straßenverkehrsbehörde ein ordnungswidriges und gefährliches Verhalten der Radler!
Den zweiten Platz belegt ein Radweg in Rosche, der kurioserweise durch eine Scheune verläuft und mit Drängelgittern versperrt ist. Völlig unverständlicherweise hat die verantwortliche Straßenverkehrsbehörde diesen Radweg als benutzungspflichtig für beide Richtungen ausgewiesen, obwohl die Radfahrer in der Scheune für andere nicht sichtbar sind. Fehlende Sichtbeziehungen sind eine der Hauptunfallursachen des Radverkehrs.
Der dritte Platz und damit der Pannenflicken in Bronze wurde zum ersten Mal für ein „Radverkehrs-Politikum“ vergeben. Die Stadt Passau baute großzügig Teile der Innenstadt um und garantierte den Bürgern und Touristen eine ganztägige Öffnung der entstandenen Fußgängerzonen für Radler, um dann nach Beendigung der Baumaßnahme von dieser Zusage zurückzutreten. Nach Widerstand der Radfahrer führte die Stadt eine Bürgerbefragung zum Thema durch, in der sich dann 51 % gegen die Öffnung der Fußgängerzonen aussprachen. Hinter diesem knappen Ergebnis verstecken sich nun die Politiker und reagieren mit Unverständnis auf die Auszeichnung mit dem Pannenflicken. Sie verstehen ihr Handeln als ein politisch korrekten Vorgang in einer funktionierenden Demokratie. Der Anteil des Radverkehrs in Passau ist 2009 bereits auf 10 % zurückgegangen.
Der Sonderpreis „Trampelpfad“ geht an einen mit beachtlichen Hindernissen garnierten Feld-, Wald- und Wiesenweg in Bergheim nahe Bedburg. Handläufe, schlechter Belag und ein Tiergitter haben diesem Weg den Sieg beschert.
Positiv ist die Straßenverkehrsbehörde von Harburg hervorzuheben, die schnellstmöglich die Schilder zur Benutzungspflicht entfernt haben. Andere Städte und Gemeinden tun sich damit deutlich schwerer, obwohl sie durch die Einsendungen der Pannenflicken und die Informationen der Initiative Cycleride von den Missständen erfahren haben und somit nun „vorsätzlich“ die Verkehrsteilnehmer gefährden.
Die Preisträger wurden den betroffenen Politikern und Behörden bekannt gegeben und sind unter http://www.cycleride.de unter „Aktionen“ detailliert aufgeführt.
Christian Peters
IC-Pannenflicken